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Esta es, la juventud del Papa! - Das ist sie, die Jugend des Papstes!

(10.10.2011 - letztes Update: 11.10.2011 um 21:40:06)

Da ich im Sommer ein Auslandspraktikum in Valencia absolvierte, war es für mich natürlich selbstverstÁ¤ndlich am Papstbesuch in Madrid teilzunehmen. Es brauchte nicht viel an Planung, lediglich ein Busticket von Valencia nach Madrid, wo ich mich dann mit spanischen Freunden und Studienkollegen aus Salzburg getroffen habe. Für mich war ein derartiges Treffen, zu dem mehr als 1,5 Millionen Menschen erwartet wurden, eine neue Erfahrung, da ich zuvor noch an keiner vergleichbaren Veranstaltung teilgenommen hatte.





Die total verzerrte Berichterstattung, vor allem in den deutschsprachigen Onlinenachrichten, wie ich mich spÁ¤ter überzeugen konnte, trübte meine Vorfreude etwas. Man las immer wieder von angekündigten ProtestmÁ¤rschen der Indignados (`Empörten`) und Zusammenstößen zwischen den WJT-Besuchern und den AnhÁ¤ngern der 15-M (15 de Mayo) Bewegung auf der Plaza Mayor, die aus der prekÁ¤ren wirtschaftlichen Situation des Landes resultiert, jedoch diese  Befürchtungen erwiesen sich als haltlos, wie sich herausstellte. 

 

Ein weiterer Aspekt, der mir ein bisschen Bauchschmerzen bereitete, war die Tatsache, dass eine derartige Menschenansammlung bei mir nicht ausschließlich positive Gefühle hochkommen lÁ¤sst.  Doch schon an meinem ersten Tag, der für mich aufgrund des Praktikums erst der Freitag war, konnte ich mich von einer friedlichen und Á¤ußerst fröhlichen AtmosphÁ¤re überzeugen, die mich sogleich ansteckte.

 

Beim gemeinsamen Kreuzweg an der Plaza ColÁ³n im Herzen Madrids trafen die Pilger das erste Mal auf Papst Benedikt, so auch ich. Die einzelnen Stationen des Kreuzweges wurden von verschiedenen Nationen oder Gruppierungen mit speziellen sozialen und politischen Hintergründen und ihren daraus resultierenden Anliegen gestaltet. WÁ¤hrend der gemeinsamen Kreuzwegandacht fühlte ich mich einmal mehr als Teil einer jungen und lebendigen Weltkirche.

 

Nach dem Kreuzweg machten wir uns auf, um in einer der akkreditierten Lokale, Bars oder dergleichen unser Pilgermenü einzunehmen. Eine tolle Erfahrung diesbezüglich war auch, als die ganze Metropole quasi einem überdimensionalen Speisesaal glich, bei dem jede Straßenecke und jeder Hauseingang zweckentfremdet seine Verwendung fand. Lediglich ein paar Demonstranten versuchten die Pilger aus aller Welt - 192 verschiedene Nationen (!) - bei ihrem wohlverdienten Abendessen mit provokanten, antipÁ¤pstlichen Zurufen aus der Ruhe zu bringen, jedoch wurde ihnen aufgrund der Gehaltlosigkeit ihrer Aussagen und nicht zuletzt aufgrund ihrer geringen Anzahl kein Gehör geschenkt, sodass sich diese MÁ¤rsche auch so schnell wieder auflösten, wie sie erschienen.



 

Nach einer etwas weniger komfortablen Nacht in einer Schule in einem Vorort Madrids, brachen wir am Samstagmorgen gegen elf Uhr in Richtung CuatroVientos, dem Á¤ltesten Flughafen im Südwesten Madrids, auf. Die Anfahrt zum Flugplatz gestaltete sich einfacher als erwartet, wir machten uns sozusagen die spanische Gemütlichkeit der anderen Pilger zu Nutze und genossen eine Fahrt in einer halbleeren U-Bahn. Nach dem Ausstieg lag das riesige Feld an dem wir die nÁ¤chsten eineinhalb Tage verbringen sollten, vor uns. Wir suchten unseren Sektor und schlugen sogleich unsere provisorischen SchlafstÁ¤tten auf, die aus nicht mehr als einer Plane und einem Schlafsack bestanden. Eigentlich ausreichend - sollte man meinen, wenn man im Hochsommer auf spanischem Boden eine Nacht im Freien verbringen möchte.

 

Unter spanischer Sonne bei 40°C Hitze begann nun das Warten auf die Ankunft des Hl. Vaters, die gegen 21 Uhr erwartet wurde. Um die Pilger vor einem Hitzeschlag zu schützen, kühlte die spanische Feuerwehr regelmÁ¤ßig die tobende Menge ab. Den Nachmittag verbrachte man in den Kapellen die in Zelten untergebracht wurden, man kam ins GesprÁ¤ch mit anderen und tauschte sich aus und immer wieder spürte man die Begeisterung der Jugend für diesen Papst, die vor allem durch die stÁ¤ndigen Zurufe "œEsta es, la juventud del papa"œ ("žDas ist sie, die Jugend des Papstes"œ) zum Ausdruck gebracht wurde. Die Stunden schritten voran und der Platz stieß mehr und mehr an seine KapazitÁ¤ten, doch der Pilgerstrom schien nicht abzureißen, immer mehr SchlafplÁ¤tze brachte dieses karge und trockene Areal hervor.



 

Meine Vorfreude wurde allerdings von den Gewitterwolken etwas getrübt, die den Horizont schön langsam von allen Seiten zu füllen schienen. Bei meinen zahlreichen Spanienaufenthalten hatte ich erst zwei Mal ein Gewitter miterlebt und so erschien es mir überflüssig einen weiteren Gedanken an ein mögliches Unwetter zu verschwenden, aber wie man weiß, ist alles anders gekommen. Fast zeitgleich mit der Begrüßung des Papstes auf der beeindruckenden Bühne begann es zu regnen und zu donnern. Der Papst nahm wider Anraten seiner Berater auf dem Stuhl Platz und harrte gemeinsam mit den Jugendlichen aus. Die RücksÁ¤cke, Matten und Planen wurden als Schutz vor dem Regen verwendet und man erwartete nur noch einen Pilgerstrom in Richtung Ausgang des GelÁ¤ndes, jedoch dieser blieb aus.



 

 

Nachdem das Gewitter und der damit einhergehende Sturm die Feierlichkeiten zwar gestört, aber nicht zum Abbruch gebracht hatten, ergriff der Papst erneut das Wort ("œHemosvividounaaventurajuntos"œ.) und sprach von einem Abenteuer, das er gemeinsam mit seiner Jugend durchlebt hÁ¤tte und bedankte sich für die Beharrlichkeit, die er als großes Potential dieser jungen Pilger auch im Hinblick auf die Weltkirche sieht. Die durchnÁ¤ssten Habseligkeiten konnten die fröhliche Stimmung nicht trüben und als sodann eine warme Brise aufkam, die uns alle trocknen sollte, wurde jedem bewusst, dass sich aushalten und ausharren durchaus lohnen kann.



 






Die Nacht verbrachte man in einer der Anbetungszelte, im GesprÁ¤ch mit anderen oder einfach nur auf seinem Schlafplatz inmitten von rund 1,5 Millionen GlÁ¤ubigen. Unter all diesen Impressionen blieb mir vor allem die Stille in Erinnerung,  die möglich war, obwohl sich so viele auf engem Raum befanden. Den krönenden Abschluss bildete die Papstmesse am Sonntag, der rund 2 Millionen Pilger beiwohnten, so auch das spanische Königspaar. Eine besondere Ehre war für mich, die Messe auf der Papstbühne mitzufeiern. Wieder brannte die Sonne im Nacken - das schien allerdings schnell vergessen beim Anblick dieser begeisterten Menschenmenge. Mit vielen Eindrücken, die erst nach und nach verarbeitet werden mussten, kehrte ich nach Valencia zurück und setzte mein Praktikum fort.



 

Mag.aMonika Staltner

 



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